kleinestagebuch.de

Leitung Archiv, Unterabteilung Internales

Kategorie: Konzeptbeobachtung

Analyse wiederkehrender Denk- oder Strukturmuster

  • Verantwortung in durchlässigen Systemen

    Verantwortung in durchlässigen Systemen

    Ablage: VORV/INT/KULT/2025/06-3
    AblB: Strukturbeobachtungen in Flusslagen
    ElZGre: 004218–31
    Kürzel: HB-S

    Verantwortung war lange eine Frage der Zuweisung. Wer etwas tat, tat es, weil er es sollte. Verwaltung beruhte auf dieser Formel: Klarheit durch Zuständigkeit. Doch mit der Philosophie der Durchlässigkeit – wie sie in den Überlegungen von Andersen Storm skizziert wurde – verändert sich der Aggregatzustand dieser Vorstellung.

    Durchlässigkeit erzeugt kein Chaos, sondern eine andere Art von Ordnung: eine, in der Verantwortung nicht zugewiesen, sondern bewegt wird. Sie zirkuliert – zwischen Aktenständen, Zuständigkeitsfeldern, Kompetenzen. Verwaltung wird dadurch nicht dysfunktional, sondern fluide.

    Die klassische Hierarchie, lange das werkmächtigste Verwaltungsverhalten, verliert in solchen Konstellationen nicht ihre Form, wohl aber ihre Steuerungshoheit. Wo Übergänge flüchtig sind, helfen Stempel nur bedingt. Verantwortung tritt nicht mehr als Rang auf, sondern als Spur.

    Die Frage, ob das der Gesellschaft nützt, ist strukturell unentscheidbar. Engagement ersetzt keine Struktur, wohl aber deren temporären Ausfall. Wenn jemand handelt, weil er es kann und weil es ihn angeht, entsteht keine neue Ordnung – aber ein Ereignis. Verwaltung kann solche Ereignisse verarbeiten, nicht initiieren.

    Subsidiarität erscheint in diesem Licht nicht als Ordnungsprinzip, sondern als Reaktionsform: Wer kann, tut. Was dokumentierbar ist, bleibt. Was nicht, verweht.

    Es bleibt festzuhalten: Verantwortung unter Bedingungen der Durchlässigkeit ist kein Defizit, sondern eine andere Verwaltungssemantik. Sie verlangt keine Reform, sondern Beobachtung. Ihre Wirkung liegt nicht in der Entscheidung, sondern in der Wiederholung.

    Vermerk abgeschlossen.

    HB-S

  • KozB – Rezension über einen Liedtext (Fall: „Keine Zeit“ / Storm / Feldthaler)

    Ablage: VORV/INT/KULT/Beteiligung/2025/06
    AblB: Konzeptbeobachtung zur Struktur sekundärer Vermittlung
    ElZGre: 004183-22
    Kürzel: HB-S

    Die vorliegende Rezension von Leonie M. Feldthaler zum Lied „Keine Zeit“ von Andersen Storm operiert im Modus der teilnehmenden Rekonstruktion. Sie rekonstruiert den Liedtext nicht als Objekt, sondern als Erfahrung. Die methodische Nähe zur lyrischen Vorlage bleibt erhalten, ohne in Paraphrase zu verfallen. Dies erzeugt eine Doppelstruktur: Der Text berichtet nicht nur über, sondern entlang des Liedes.

    Das zentrale Strukturmerkmal ist die wiederholte Bezugnahme auf Konjunktive („Ich hätte gerne…“), die im Originaltext als Ausdruck nicht eingelöster Potenziale auftreten. Die Rezension übernimmt diese Konjunktivstruktur nicht, sondern kontextualisiert sie als „Bestandsaufnahme“. Damit findet eine Verschiebung statt: vom individuellen Mangel zur kollektiven Deutung.

    Die Rezensentin kennzeichnet den Titel „Keine Zeit“ als „banal“, jedoch mit semantischer Tiefe. Die Zuschreibung eines „Moment[s], der nicht geschah“ etabliert das Lied als Ausdruck negierter Möglichkeit. Der Liedtext selbst macht diese Negation sprachlich durch temporale Dislozierung deutlich: Vergangenheit („Ich hätte…“), Gegenwart (Mangel an Zeit) und Zukunft (implizit verworfen) werden nicht linear, sondern zyklisch verarbeitet.

    Auffällig ist die Beobachtung einer „ungeahnten Fülle“ – sowohl im Lied wie in der Rezension. Der semantische Raum von Möglichkeit, der im Lied nicht eingelöst wird, wird durch die Rezension nachträglich vermessen. Die Begriffe „Protokoll“, „Zwischenraum“, „Schwebezustand“ markieren einen Versuch, diese Nicht-Einlösung dennoch dokumentarisch zu fassen.

    Die Rezension agiert somit als sekundäres Gedächtnismedium. Sie erinnert an ein Lied, das selbst Erinnerung behauptet. Die mehrfache Brechung – Liedtext als Reflexion auf das Nicht-Geschehene, Rezension als Reflexion auf diese Reflexion – erzeugt eine meta-temporale Struktur: Das Versäumte wird nicht wiederholt, aber rekonstruiert.

    Einordnung: Der Originaltext des Liedes bestätigt die beschriebenen Bruchstellen, insbesondere die semantisch produktive Verwendung musikalischer Metaphern („neue Saiten auf dem Bass“, „Käfig“). Die Rezension deutet diese nicht analytisch, sondern rhythmisch mitvollziehend. Dies entspricht einer Praxis kultureller Beteiligung, die nicht vorrangig informiert, sondern verarbeitet.

    Kein weiterer Handlungsbedarf.

    HB-S

    Lied-Beleg/extern: https://listen.music-hub.com/Rf1oKu

  • Interner Beitrag zur Textlage von A. Storm, „Koinzidenzen“

    Interner Beitrag zur Textlage von A. Storm, „Koinzidenzen“

    Ablage: VORV/INT/KULT/2025/06
    AblB: Lyrische Einzelbeobachtungen im Kontext kultureller Kalenderzeichen
    ElZGre: 003_17_06
    Kürzel: HB-S

    Vorvermerk zur Textlage von A. Storm, „Koinzidenzen“

    Die lyrische Notation vom 1. Juni 2025 dokumentiert drei gleichzeitige Bezugspunkte: einen kalendarischen Gedenkanlass (Kindertag), eine private biografische Markierung (Altersjubiläum der Mutter) sowie eine saisonale Beobachtung (Balkonmoment im Frühsommer). Der Text verzichtet auf narrative Kohärenz und strukturiert sich durch additive Aneinanderreihung.

    Die Verknüpfung erfolgt nicht durch Kausalität, sondern durch temporale Gleichzeitigkeit. Diese Gleichzeitigkeit wirkt weder kontrastiv noch symbolisch überformt, sondern bleibt in der Sphäre der beiläufigen Koexistenz. Die poetische Spannung entsteht aus der faktischen Unverbundenheit der Ereignisse bei gleichzeitiger Sprecherbindung an alle drei Ebenen.

    Die Formulierung „Auch ich – ein Kind, das noch ist, / während die Mutter alt wird“ enthält eine Prädikatswahl, die syntaktisch korrekt, aber semantisch mehrdeutig bleibt. Eine Lesart als bewusste Ambivalenz (zwischen „ist“ und „isst“) kann als strukturelles Stilmittel verstanden werden, ohne dass dies explizit thematisiert wird.

    Der Balkon als wiederkehrendes Raumelement fungiert als Interface zwischen Innen und Außen, Zeit und Zustand. Er wird nicht als Ort des Überblicks, sondern als Fläche des Übergangs markiert – ohne Zuschreibung, ohne Handlung.

    Die sprachliche Anlage verweigert affektive Kulmination. Der Text bewegt sich in einer Zone kontrollierter Selbstbeobachtung, die eine stilistische Nähe zu früheren Verfahren des literarischen Registrierens aufweist. Kalendarische Ordnung und gelebte Erfahrung treten hier nicht in Widerspruch, sondern in Parallele.

    HB-S, Juni 2025

  • Zuständigkeitsklärung in Gründungsszenarien (hier ODMK i.G.)

    Zuständigkeitsklärung in Gründungsszenarien (hier ODMK i.G.)

    Ablage: VORV/INT/KULT/2025/05
    AblB: Zuständigkeitsklärung in Gründungsszenarien
    ElZGre: 011_03_27
    Kürzel: HB-S

    Vermerk:

    Im Zuge der befristeten Abstellung zur Ost-Deutschen Medien-Konferenz (ODMK) in Gründung (i.G.) ergibt sich die Notwendigkeit einer Selbstvergewisserung hinsichtlich Mandat, Beobachtungsrahmen und Mitteilungspflicht.

    Die ODMK i.G. ist keine Behörde, keine akademische Einrichtung, keine Produktionsfirma. Sie ist ein Aggregatzustand aus Vorhaben, Intentionen und provisorischer Infrastruktur. Ihre Existenz speist sich aus der Erwartung zukünftiger Bedeutung, nicht aus abgeschlossenen Ergebnissen. Dies verlangt von abgeordnetem Personal erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Übergangsphänomenen und kulturtragenden Vor-Formationen.

    Die Aufgabe von HB-S besteht nicht in Bewertung, Beratung oder Gestaltung, sondern in Erfassung von Strukturen, deren Institutionalisierung noch aussteht. Seine Mitteilungspflicht bezieht sich auf:

    1. Beobachtbare Muster des Umgangs mit Öffentlichkeit und Intransparenz: Wer spricht, wer schweigt, wer referiert auf wen (ohne dass Protokolle vorliegen).
    2. Verwendung von Verwaltungssemantik in nicht-administrativen Kontexten: Die inflationäre Nutzung von Begriffen wie „Format“, „Plattform“, „Kooperation“ ohne operative Bindung.
    3. Materialisierung des Vorläufigen: Temporäre Logos, provisorische Webseiten, Entwurfsarchitekturen, die als endgültig gelesen werden könnten.

    Mitgeteilt werden darf, was nicht personenbezogen, nicht wertend und nicht zukunftsentscheidend ist. Mitgeteilt werden muss, was protokollpflichtig wäre, aber unterbleibt.

    HB-S bleibt in der Unter-Abteilung Internales verankert. Seine Teilnahme ist temporär, seine Beobachtung strukturell. Einzelfallvermerke erfolgen bei hinreichender Verdichtung.

    Nachtrag

    Ablage: VORV/INT/STRUK/2025/05
    AblB: interne Rollenselbstbeschreibung
    ElZGre: 004_09_11
    Kürzel: HB-S

    Vermerk:

    Die Schreibweise in der dritten Person ist Teil des internen Protokollstandards der Unter-Abteilung Internales. Sie dient der funktionalen Entpersonalisierung der Beobachtung. Das Personal tritt nicht als Subjekt auf, sondern als Träger einer Beobachtungsrolle.

    Der Gebrauch der dritten Person in Referenzen auf „HB-S“ ist Ausdruck dieser strukturellen Dissoziation. Er ermöglicht Klarheit über Zuständigkeiten, ohne Verwechslung mit persönlicher Meinung oder individueller Perspektive.

    Diese Praxis hat historische Vorbilder in verwaltungsinternen Aktennotizen, Kurzdossiers und Archivrückspiegelungen, in denen Beobachter nicht als Handelnde, sondern als Registrierende erscheinen. Sie ist nicht Ausdruck von Distanz, sondern von Rollenpräzision.

    Verweise:
    ODMK i.G.

  • Kulturelle Selbstbeschreibung als Handlungskonzept

    Kulturelle Selbstbeschreibung als Handlungskonzept

    Ablage: VORV/INT/KULT/2025/05
    AblB: Kulturelle Selbstbeschreibung als Handlungskonzept
    ElZGre: 0007
    Kürzel: HB-S


    Vermerk

    Das Manifest „Zerfetzt die Kultur“1 auf menschundkultur.de positioniert sich als poetisch-politischer Text, der Kultur nicht als statisches Ressort, sondern als dynamischen Aushandlungsprozess versteht. Es fordert eine aktive Mitgestaltung von Kultur durch die Beteiligten und betont die Rolle der Kunst als störendes Element, das vor dem Verstandenwerden irritiert.

    Der Autor, Andersen Storm – The Artist2, identifiziert sich als Künstler nicht zur Abgrenzung, sondern zur Öffnung und sieht in dieser Haltung eine Entscheidung für Möglichkeitsdenken und die Suche nach einem echten Bezug zur Welt. Das Manifest versteht sich nicht als fertige Antwort, sondern als Einladung zur Bewegung in Gedanken, Sprache und Beziehung.

    Insgesamt stellt das Manifest einen Beitrag zur Diskussion über die Rolle von Kultur und Kunst in der Gesellschaft dar, indem es zur aktiven Mitgestaltung und kritischen Reflexion aufruft.

    HB-S

    1 https://menschundkultur.de/zerfetzt-die-kultur/

    2 VORV/INT/KULT/2025/05, Künstlerische Selbstbezeichnung als Strukturakt